Mütter-Burnout – ein Modewort oder gibt es das wirklich?
Schon immer hatten Mütter viele verschiedenen Herausforderungen im Alltag.
Denken wir zurück an die Trümmer-Frauen in Deutschland, die mit dem Aufbau der Städte, Erziehen ihrer Kinder und der Sorge um die Ehemänner im Krieg und Gefangenschaft konfrontiert waren.
Oder an die Frauen, die sich maßgeblich um die Gleichberechtigung der Frauen in Familie und Beruf einsetzten.
All diese Frauen hatten sicher “viel um die Ohren” und die Kinder wurden zu “wohlerzogenen” Erwachsenen, die sich mühelos in die Gesellschaft eingefügt haben.
Millennium-Mütter und die neuen Herausforderungen
Die heutigen Mütter sehen sich ganz anderen Schwierigkeiten und Problemen gegenüber:
Sie müssen (ich benutze dieses Wort nur sehr ungern) sich mit ihrer Karriere und den Careaufgaben, das heißt den allgemeinen Aufgaben, die täglich anfallen, innerhalb der Familie auseinandersetzen. In einer Welt, die sowohl im realen als auch im virtuellen Leben stattfindet, zurechtfinden. Also lass uns mal gemeinsam diese Vielfalt der Aufgaben unter die Lupe nehmen:
Selbstwert vs. Selbstvermarktung
Ein ständiger Wettkampf und Wettlauf um den eigenen Selbstwert erleben die heutigen Mütter 24/7. Sehen sie doch in der virtuellen Welt, wie leichtfüßig einige Frauen Familie und Beruf händeln und ein Aussehen wie aus einem Modejournal haben. Die Kinder lachen und folgen aufs Wort, der strahlende Ehemann mit stolzgeschwellter Brust und einen Chef zum Verlieben.
Schauen sie dann morgens ungeschminkt in den Spiegel, die Haare wild durcheinander und der Kopf schmerzt. Die Waage zeigt schon wieder ein paar Gramm zu viel und die Kinder toben durch die Wohnung, statt sich anzuziehen. Selbst Ermahnungen und Verbote bringen die Kleinen nicht zur Räson. Gestresst kommt sie schon morgens am Arbeitsplatz an und sieht, wie ihre kinderlosen Kolleginnen über sie tuscheln. Na klar, den Fleck vom Babybrei an ihrer Bluse hat sie in der Hektik des Morgens übersehen.
Selbstbewusst vs. Vergleiche
Die Kirschen in Nachbars Garten waren schon immer süßer als die eigenen. Genauso verhält es sich beim Vergleichen der Mütter über ihre Sprösslinge.
Mein Kind ist schon trocken, wieso braucht dein Kind noch Windeln?
Mein Kind hat in Mathematik eine eins nach Hause gebracht. Deins wird es wohl nie lernen.
Solche und ähnliche Sprüche von anderen Müttern zu hören, tut weh. Auch wenn wir es nicht wollen, so vergleichen wir uns doch ständig. Dass dies an unserem Selbstbewusstsein knabbert, ist wohl unvermeidlich – oder?
Dabei ist es ganz einfach, sich davon zu befreien, doch dazu später mehr.
Selbstakzeptanz vs. Ablehnung
Oh ja, wie schwierig ist es sich selbst zu akzeptieren, wenn wir mit uns nicht im Reinen sind. Egal ob wir ein paar Kilos zu viel haben oder zu große Füße, es wird immer etwas geben, dass uns an uns selber nicht gefällt.
Wir lehnen uns dann ab und der innere Kritiker schlägt erbarmungslos zu. Dann werden wir auch noch in den sozialen Medien zugespammt mit Diätvorschlägen und Nahrungsergänzungsmitteln, ohne die wir unsere Familie auf keinen Fall gesund erhalten können.
Unsere Welt ist schon eine verrückte. Auf der einen Seite sollen wir als Mütter funktionieren und auf der anderen Seite wir erzählt wie unfähig wir sind. Wer soll sich dabei noch auskennen?
Die Falle: Mütter-Burnout
Was führt also zum Mütter-Burnout?
100 % Super-Mom-Falle
Diese Mütter wollen alles zu 100 % richtig und gut machen. Mütter, die im Beruf 100 % Leistung bringen und Zuhause den perfekten Haushalt führen, sind gestresst und häufig müde. Doch sie lassen es sich nicht anmerken. Heroisch kämpfen sie alle Kämpfe ihrer Kinder auf dem Spielplatz und mit den Lehrern ihrer Kinder. Verteidigen ihre Familie wie eine Löwin und wollen dabei gut gestylt durchs Leben gehen.
Termine und Aufgaben händelt sie wie ein Jongleur die Bälle. Dass sie auch die perfekte Ehefrau sind, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Doch der Tag hat auch für sie nur 24 Stunden!
Die Überforderungs-Falle
Wer seinen Tag so wie gerade gelesen durchgetaktet und strukturiert hat, ist irgendwann völlig ausgelaugt und erschöpft. Als Erstes wird dann der Haushalt vernachlässigt, dann irgendwann Termine vergessen oder doppelt vergeben und du kommst aus dem Entschuldigen und den Rechtfertigungen nicht mehr raus. Mit der Zeit wirst du auch mit den Kindern ungeduldig und fängst an zu schreien oder es rutscht dir sogar die Hand aus.
All das ist menschlich, wenn wir völlig überfordert sind. Doch soweit muss es nicht kommen!
So entkommst du dem Mütter-Burnout
Selbstfürsorge leicht gemacht
Damit du nicht in die Falle des Mütter-Burnout tappst, gibt es die Selbstfürsorge. Damit ist nicht ein egoistisches Verhalten im negativen Sinn gemeint, sondern für sich selber so zu sorgen, dass die Alltagssituationen gut gemeistert werden können.
Selbstfürsorge betreibst du schon dann, wenn du dir 60 Minuten am Tag nur für dich freihältst. Hier drei Möglichkeiten, die du schnell umsetzen kannst:
- du stehst vor deinen Kindern morgens auf und genießt die Ruhe vor dem Sturm mit einer Tasse Kaffee/Tee
- Du gönnst dir in der Mittagspause einen Spaziergang alleine in der Natur und tankst dabei Kraft für die 2. Tageshälfte.
- Statt abends zu bügeln oder aufzuräumen, nutze eine Stunde für ein Wellnessbad oder ein gutes Buch.
Schon diese kleinen “Auszeiten” können das Risiko zum Mütter-Burnout minimieren.
Selbstreflexion – ein Gamechanger
Gerne sind wir dabei andere zu beurteilen und wissen immer ganz genau, was diese falsch machen. Dabei ist es völlig egal, ob wir ein Fußballspiel schauen, die Nachbarin beobachten oder die Politiker unseres Landes für ihr Tun und Handel verurteilen.
Doch wie ist das mit uns selber? Sich selbst zu reflektieren, fällt uns schwer. Den die eigene Wahrnehmung spielt uns oft einen Streich. Lies gerne noch mal den Anfang des Beitrages und überlege, wo du dir immer wieder ein “Beinchen stellst”. Viel zu häufig sind wir mit uns selber sehr kritisch im Umgang statt mal zu schauen, was wir schon alles geschafft haben.
Eine Übung hierzu ist einmal aufzuschreiben, welche Hürden und Meilensteine du in deinem Leben schon genommen hast. Wenn du diese List fertig geschrieben hast, dann setz dich bitte hin uns schreibe einen Liebesbrief an dich selbst. Handgeschrieben und an dich abschicken. Du wirst dich wundern, wie sehr dich das in deinem Alltag beflügelt. Ganz ohne einen Energydrink.
Hol dir Unterstützung
Team Familie
“Ich führe ein kleines, aber feines Familienunternehmen”. Dieser Satz aus einem Werbespot hat mich damals veranlasst darüber nachzudenken, dass Familie nichts weiter ist als ein Unternehmen.
Auch innerhalb der Familie gibt es eine “Chef-Etage” und “Mitarbeiter”
Dass die Chef-Etage nicht mit unseren Kindern besetzt werden sollte, versteht sich von selbst. Diese Posten sind den Eltern vorbehalten.
Innerhalb der Familie können die einzelnen Aufgaben sehr gut verteilt werden und somit bist du als Mutter schon ein ganzes Stück entlastet. Hierzu gibt es auf meinem Blog einen entsprechenden Artikel.
MentorInnen an deiner Seite
Bevor du in den Burn-out abdriftest, das ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die dann von Psychotherapeuten behandelt werden kann. Hol dir Hilfe von MentorInnen, die dir den Rücken stärken und aus der Vogelperspektive mal auf deine Sorgen und Probleme schauen. So kannst du dem Mütter-Burnout ein Schnäppchen schlagen und zu einer gesunden Work-Life-Balance finden.
Hier geht es zu meiner Website.
Als dreifache Mutter, Heilpraktikerin und Familiencoach stärke ich Mütter in ihren Aufgaben rund um Familie, Beruf und Partnerschaft. Ich schaue aus der Vogelperspektive und gemeinsam finden wir praktische Lösungen. Diese können sofort in den Familienalltag integriert werden. Mein Blog und mein wöchentlicher Familien-Impuls bietet Anregungen und Themen zu mehr Gelassenheit im Familienalltag.
https://achtungfamiliensache.com/
Vielen lieben Dank für deinen Gastartikel zu diesem wichtigen Thema. Mütter-Burnout betrifft wahrscheinlich viel mehr Frauen als sich dessen bewusst sind.
Dein Artikel ist ein wichtiger Beitrag, um Müttern zu helfen, ein Burnout zu erkennen und zu vermeiden und sich gegebenenfalls auch Hilfe zu suchen.
Lieben Dank und viele Grüße,
Simone