Schreiben oder nicht schreiben? Das ist hier die Frage

Psychologische Beratung Simone Heydel, Schreiben, Blogparade, Geschichten,

Auf LinkedIn bin ich auf die Blogparade von Anna Koschinski gestoßen: Schreiben über das Schreiben. Das klingt doch hervorragend. Gedacht, geschrieben.

Das Schreiben spielt in meinem Leben eine bedeutende Rolle. Nach der Schule wollte ich Journalismus oder Germanistik studieren, doch meine Eltern meinten, das wäre eine brotlose Kunst. Da ich damals noch nicht wusste, dass meine Eltern nicht immer recht haben, zog ich resigniert den Kopf ein. Doch heimlich träumte ich davon, an einem riesigen Schreibtisch (in meinem Schloss in Schottland, das ich dann haben würde) zu sitzen und meine eigenen Bücher zu schreiben.

Lange schrieb ich kein einziges Wort, denn zu tief saß die Überzeugung, dass das nichts ist, was man erfolgreich beruflich machen kann. Doch wie das Leben so spielt, kam es irgendwann doch noch dazu, dass ich meine geistigen Ergüsse mit der Welt teilte. Allerdings gab es da ein paar Hürden zu überwinden:

Die Angst, mich durch meine Texte zu offenbaren

Als ein Freund von mir mit gerade mal 18 Jahren tödlich verunglückte, schrieb ich Gedichte, um das irgendwie zu verarbeiten. Ich zeigte sie niemandem, denn sie waren sehr persönlich und ich hatte Angst, dass mich jemand dafür kritisieren oder gar auslachen könnte. Das hätte ich nicht ertragen. Dadurch kam der Entschluss, doch nicht zu schreiben, weil ich es niemandem zeigen kann.

Doch immer wieder schrieb ich irgendwas. Ich schrieb Artikel für eine Art Zeitung, ich schrieb zwei Artikel für ein Fanclub-Magazin. Ich startete mehrere Versuche, einen Blog aufzusetzen.

Ich fing an, Ideen für Artikel oder Bücher in einer App zu sammeln; davor in mehreren kleinen Notizbüchern. So kam ich mittlerweile auf einen ganzen Ideenpool. Doch machte ich nichts draus. Die Ausreden stapelten sich in meinem Kopf: später, muss erst noch besser schreiben lernen, will doch eh keiner lesen, bin ja nicht so interessant.

Doch die größte Angst war, dass jemand durch meine Texte alles über mich erfahren könnte. Denn ich teilte meine Ängste und Gedanken, die Art, wie ich die Welt sehe und was mir Probleme bereitet.

Und trotzdem habe ich mich überall mit eingemischt, wo geschrieben wurde. Ich habe kleinere Artikel für relativ unbedeutende Zeitungen geschrieben, zwei Blogartikel für einen Bestattungsblog und auch zwei Konzertberichte für ein Fanclubmagazin.

Die Sache mit dem Imposter-Syndrom

Irgendwann habe ich dann sogar beruflich geschrieben. Zuerst schrieb ich Produktbeschreibungen und Newsletter-Texte für einen Online-Shop, später machte ich mich als Texterin selbständig. Ich habe Texte für einen großen Telefonanbieter geschrieben, verschiedene Blogs, ein österreichisches Online-Magazin und viele kleinere Aufträge. Meistens als Ghostwriterin. Doch es fiel mir sehr schwer, die bestellten Texte auch „auszuliefern“. Zu groß war die Angst, wie die Kunden reagieren könnten. Jedes Mal, wenn eine Mail vom Kunden kam, hielt ich ängstlich die Luft an.

Eine Kundin schrieb mir mal, dass es eine Freude ist, meine Artikel zu lesen. Sie fand meinen Stil klasse. Jaja, dachte ich. Das sagt die doch nur. Eine andere Kundin meinte, sie mag meine Texte so sehr, dass sie mir einen Folgeauftrag geben will. Ich dachte, die kann doch nicht mich meinen.

Es hat etwas gedauert, zu verstehen, dass ich das Imposter-Syndrom hatte: Die Angst, als Betrügerin aufzufliegen. Die Angst, dass jemand merkt, dass ich eigentlich gar nichts kann. Das war Erleichterung und Verzweiflung zugleich. Erleichterung, weil ich endlich wusste, warum ich immer solche Angst vor der Kundenreaktion hatte; Verzweiflung, weil da wieder etwas aufgetaucht war, woran ich arbeiten musste.

Jedenfalls merkte ich nach einem Jahr ungefähr, dass ich zwar schreiben wollte, aber nicht SO. Ich wollte nicht mehr das schreiben, was andere wollen. Ich wollte das schreiben, was ICH wollte. Und deshalb kehrte ich dem Texterjob den Rücken und ging einen anderen Weg weiter, den ich zeitgleich eingeschlagen hatte: Ich beendete meine Ausbildung zur psychologischen Beraterin.

Endlich schreiben, was ich will?

„Aus irgendeinem Grund musste ich die Ausbildung ja angefangen haben, also mach’ ich sie jetzt auch zu Ende.“ Da ich schon fast fertig war, dauerte es nicht lange. Und seitdem bin ich nur noch am Schreiben: Blogartikel, Website-Texte, Landingpages, Broschüren, Gastartikel für andere Blogs oder Magazine. Und alles über mein Lieblingsthema Psychologie. Wunderbar.

Es macht mir kaum Mühe, in die Tasten zu hauen. Die Texte fließen fast wie von selbst aus mir raus. Und trotzdem wieder Zweifel. Ist es das, was ich wollte? Oder gibt es da noch etwas, was ich noch nicht ausprobiert habe? Also rein auf das Schreiben bezogen natürlich, denn ich bin sehr gerne psychologische Beraterin.

Ein Blick in meine Notizbücher erinnerte mich dann wieder: Ich wollte Bücher schreiben. Konkret: Kinderbücher, Ratgeber und Kriminalgeschichten. Ich wollte mit meinen Worten Welten erschaffen, die voller Geheimnisse steckten. Ich wollte mir Detektivgeschichten ausdenken und meine Hauptfigur knifflige Fälle lösen lassen. In meinen Geschichten könnte ich alles und jeder sein, der ich will. Ich könnte alles und jeden erschaffen und wieder verschwinden lassen. Und ich möchte alte Geschichten aufschreiben, die ansonsten vergessen werden würden. Beim Schreiben gibt es einfach keine Grenzen. Für mich neben Musik wahrscheinlich die beste Erfindung ever.

Aber wie passt das jetzt wieder? Wie kriege ich das unter?

Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass ich nicht immer alles beruflich machen muss. Ich muss nicht immer gleich irgendeine Verbindung finden, die es gar nicht gibt. Alles in einen Job pressen. Also mache ich das erstmal nebenbei. Einfach so. Mal sehen, ob ich überhaupt jemals ein Buch zustande bekomme.

Schreiben oder nicht schreiben? Das ist wohl immer noch die Frage. Zumindest, in welchem Umfang mich das Schreiben in Zukunft weiter begleiten soll. Und, wenn ich es mir recht überlege, lässt sich das Schreiben perfekt in die psychologische Beratung integrieren.

Ich werde es auf mich zukommen lassen.

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