Oder: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Viele Menschen haben einen Führerschein, aber fahren nicht. Zumindest kenne ich gleich mehrere solcher Exemplare. Irgendwas hat ihnen vielleicht Angst gemacht und jetzt trauen sie sich nicht mehr auf die Straße. So ging es auch mir viele Jahre lang, aber ich wollte unbedingt wieder fahren und habe es letztendlich auch geschafft.
Wie ich die Angst vorm Autofahren überwunden habe, erfährst du in diesem Artikel.
Eigentlich fing alles ganz gut an: Ich habe mit 18 Jahren meinen Führerschein gemacht und bin auch vorher schon schwarz durch sämtliche Ortschaften gefahren. Das war zwar riskant, aber wer denkt mit 18 schon an irgendwelche Konsequenzen? Ein eigenes Auto habe ich nie besessen, also bin ich immer mit den unterschiedlichsten Autos gefahren. Es hat mir auch immer richtig viel Spaß gemacht. Mein Vater sagte, ich hätte seine Gene und es würde mir deshalb im Blut liegen.
Aber irgendwann hatte ich plötzlich Angst vorm Autofahren. Ich kann noch nicht mal genau sagen, was der Auslöser war. Ich war immer völlig angespannt und ängstlich. Meine Beine waren wie Pudding und haben die ersten Minuten immer gezittert beim Fahren. Plötzlich habe ich Ausreden erfunden, warum ich nicht fahren kann.
Und irgendwann bin ich überhaupt nicht mehr gefahren.
Je mehr Zeit verging, desto größer wurde die Angst
Ich habe mir alles Mögliche eingeredet:
- Ich kann die Verkehrsregeln nicht mehr.
- Ich bleibe bestimmt an der Ampel stehen und komm nicht mehr weg.
- Der Verkehr ist ja mittlerweile viel schlimmer als früher.
- Ich kann ja auch überhaupt nicht mehr einparken.
- Ich kann mich auch gar nicht mehr so lange konzentrieren.
- Die Autos sind heute viel moderner. Damit komme ich nicht zurecht.
Also bin ich zum Beifahrer geworden oder habe den Zug genommen. Natürlich habe ich mir das alles schöngeredet: gut für die Umwelt, viel günstiger, in der Stadt braucht man kein Auto.
Heimlich habe ich mich geärgert, dass ich mich nicht traue, mich wieder hinters Steuer zu setzen. Ich habe mich selbst niedergemacht, weil ich so feige bin. Warum war es denn so schwer, über meinen Schatten zu springen? Ich wusste es nicht.
So vergingen insgesamt mindestens 10 Jahre, vielleicht auch mehr. Ich hab nicht genau mitgezählt. Aber ich wollte immer noch Auto fahren. Nur wie? Noch mal ein paar Fahrstunden nehmen? Irgendwie nein. Was sollte ich nur tun? Diese schreckliche, nervige Angst …
Ich recherchierte im Internet; probierte sämtliche Ratschläge, um meine Angst zu überwinden. Nichts half. Also träumte ich weiterhin heimlich davon, in meinem eigenen Auto irgendwann ans Meer zu fahren. Und ein paar Jahre später sollte der Traum Wirklichkeit werden.
Eine überraschende Wende
Dann kam 2019. Wir wollten mit der ganzen Familie an die Ostsee fahren. Wir hatten 2 Autos, brauchten aber noch ein Auto und einen Fahrer. Da hörte ich mich sagen: Ich kann fahren.
What?!? Hatte ich das wirklich gesagt? Wie komme ich denn darauf? Ich, die ich jahrelang keinen Meter gefahren bin, fahre natürlich gleich mal 6 Stunden lang an die Ostsee. Klar. Logisch. Andererseits gefiel mir die Vorstellung, wieder Auto zu fahren. Vielleicht war das jetzt endlich meine Chance.
Doch wie konnte das klappen? Ein Plan musste her. Ich musste es irgendwie schaffen, dass ich meine Angst überwinde, indem ich mich selbst beruhigte und an mich glaubte.
Und plötzlich fiel mir die Lösung ein: Ich miete mir ein Auto mit Automatikgetriebe. Dann kann ich mich voll und ganz auf den Verkehr konzentrieren, weil ich ja sonst nix machen muss. Fährt von alleine, rollt am Berg nicht zurück, der Motor säuft nicht ab. Perfekt. Wenn du keine Gegenargumente mehr finden kannst, kannst du es gar nicht mehr vermeiden.
Gedacht, getan. Natürlich hatte ich immer noch große Angst, denn fahren musste ich ja trotzdem noch und ich hatte auch die Verantwortung für meine Mitfahrerinnen. Ich habe auch mehrmals im Ausredenbuch nachgeschaut, ob da was Geeignetes drinsteht. Doch ich wollte mir die Blöße nicht geben und absagen und einen Teil meiner Familie zwingen, mit dem Zug an die Küste zu fahren.
Mir hilft diese Taktik übrigens immer sehr gut: Mich selbst unter Druck setzen, um meine Ängste zu überwinden. Wenn etwas schlimmer ist, als die eigentliche Angst, dann ist es leichter, es einfach zu tun. In dem Fall war es für mich schlimmer, meine Familie hängenzulassen.
Ich habe mir dann stundenlang Videos angeschaut, wie man eine Automatik fährt, wie man ein- und ausparkt und wie das noch gleich mit dem mehrspurigen Kreisverkehr war.
Aber als ich dann nervös losgefahren bin und gemerkt habe, dass alle Verkehrsregeln wieder da waren und dass alles so funktionierte, wie ich es geplant hatte, entspannte ich mich langsam. Und da war sie wieder: Die Simone, die Autofahren liebt und die keine Angst vor irgendwelchen Verkehrsproblemen hat.
Der Knoten war geplatzt
Im selben Jahr bin ich dann noch alleine durch Dänemark und Nordfriesland gefahren und habe mir seitdem öfters ein Auto gemietet. Auf diese Freiheit möchte ich auf keinen Fall mehr verzichten. Und obwohl ich jedes Mal wieder nervös bin, wenn ich einsteige, ist es allemal besser, als gar nicht zu fahren.
Achja: Auf den letzten Metern meiner ersten Fahrt bin ich noch geblitzt worden. Dieses Foto wird mich immer an meinen Mutausbruch erinnern und mir Kraft für weitere geben.
Wir alle können Dinge tun, die wir für unmöglich halten. Mehr dazu kannst du in diesem Artikel von mir lesen.
Ich bin Simone und bin zertifizierte psychologische Beraterin und Mentorin für Momente, in denen das Leben plötzlich auf dem Kopf steht. Du kannst online und outdoor in Schweden mit mir arbeiten.
Meine Mission: Menschen ermutigen, ein Leben zu führen, das sie am Ende nicht bereuen müssen.
Du hast nur dieses eine Leben. Verschwende es nicht damit, zu hoffen und zu warten, dass sich etwas ändert. Wenn du wirklich etwas ändern willst, musst du es selbst tun.
Website: www.kopfausmisten.de
E-Mail: simone.heydel@kopfausmisten.de